Valentino Zeichen

Valentino Zeichen

Gestern ist der italienische Dichter und Romancier Valentino Zeichen gestorben. Da auch die italienischen Nachrichtensender diese Mitteilung verbreiteten, hatte ich die Gelegenheit Valentino Zeichen kennenzulernen, von dem ich vorher nie etwas gehört hatte. Der 1938 im ehemaligen Kroatien geborene Zeichen, der sein ganzes Leben in Rom in einer schwarz gebauten Baracke in der Via Flaminia verbracht hat, veröffentlichte seit 1974 fast zwanzig Bücher und war in erster Linie Lyriker. Er wurde nie wirklich einem größeren Publikum bekannt und auch nicht in andere Sprachen übersetzt.  Sein letzter Roman „La sumera“ schaffte es fast bis zur Kandidatur beim berühmten „premio Strega“, wurde aber dann doch von einer Preisvergabe ausgeschlossen. Im Jahre 2014 hat er ein (meinem Wissen nach) einziges größeres Interview gegeben, wo an vielen Stellen seine Originalität aufblitzte. Dort bezeichnete er sich als „Gelegenheitsdichter“ und sagte wenig später: „Ich bin ein Faulpelz. Meine Gedichte sind Ausdruck meiner Faulheit. Ich habe keine Lust, den Dingen auf den Grund zu gehen. Ich hatte nie eine solche Lust.“ Das war mutig und gegen den Strom. Nach einem Schlaganfall im Mai 2016 erhielt er eine Pension aus dem Sozialfond für mittellose Künstler (legge Bacchelli).

Das folgende Gedicht heißt „Sie“ und stammt aus dem Gedichtband „Neomarziale“ (2006)

Tick, tock, tack.
Es hörte sich an wie Münzen,
die auf das Barackendach fielen.
Ich hielt dich für reich!
Aber es war nur Bluff.
Nur Regen und
Hageldiamanten.
Im Dunkel der Ekstase
Merkte ich nicht
Dass du arm bist.
Da blieb mir nichts übrig
Als dich zu verlassen.

(meine Übersetzung)

 

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