Jörg Fausers 1985 veröffentlichter Roman „Das Schlangenmaul“ präsentiert dem Leser ein Deutschland Mitte der achtziger Jahre, das von Käuflichkeit, Karriere und Geldgeilheit entstellt ist. Von Jörg Fauser konnte man auch nichts anderes erwarten als eine weitere Ausarbeitung seines Theorems, dass im Yuppie-Deutschland des Dauerkanzlers Helmut Kohl jedes Ideal und jedes ehrliche Gefühl zum Kalkül und zur Ware verkommen ist. Bestechliche, karrieregeile Politiker und Polizisten, Alkoholiker, lauernde Steuerbeamte, rachesüchtige, hinterfotzige Ehefrauen, Prostituierte in der Sado-Maso-Hölle, brutale Kriminelle, ein geschäftstüchtiger Ausverkauf alter Hippie-Utopien, eine von Steuergeldern subventionierte Bla-Bla-Kultur ohne Substanz bilden die Kulissen einer düsteren bundesrepublikanischen Landschaft, die so hässlich wie wahr ist. Der Bogen der Schauplätze spannt sich diesmal von Hannover nach Berlin. Die platte norddeutsche Tiefebene, das ehemalige Preußen, das seit Bismarck Deutschland kulturell, sprachlich und jetzt auch politisch dominiert, unterkühlt und unsympathisch wie Heinz Harders ( hart, härter!) Auftraggeberin, die flachsblonde Nora Schäfer-Scheunemann. Doch kein verfrühter Siegestaumel, bitte. Natürlich bekommt auch das reiche und umtriebige Süddeutschland sein Fett weg. Der Lude und Ganovenboss Mike Malzan (ein krimineller Backenzahn, der alles zermahlt!) spricht mit gepflegt bayrischem Akzent, bevor er lästige Prostituierte ermordet, Wohnungen abfackelt und von einer Königskobra ermordet wird. Den wahrscheinlich einzigen positiven Ton, den „Das Schlangenmaul“ setzt, hört man ganz zum Schluss des Romans, als Heinz Harder trotz hoher Steuerschulden den 20000-DM-Scheck zerreißt. Das schmutzige Geld von Nora Schäfer-Scheunemann will er nicht. Geld stinkt eben doch.