Man kennt eigentlich Bertolt Brecht als politischen Autor. Dass er auch sehr viel Liebeslyrik geschrieben hat, wusste ich zumindest gar nicht. Wie bei einem Haudegen wie Brecht nicht anders zu erwarten, scherte sich auch seine Liebeslyrik einen Dreck um literarische Kleiderordnungen und Regeln für anständige romantische Gedichte. Und zum Teil sind sie deftig pornographisch in einer Zeit, als die Frivolität über Schlagertexte wie „Ich hab das Fräulein Helen baden sehn“ nicht hinausging und die Zensurschere überall herum schnippelte. Das folgende 1948 in Zürich entstandene Sonett „Sauna und Beischlaf“ hat Brecht ironisch mit „Thomas Mann“ unterzeichnet. Zwischen den beiden damals wichtigsten lebenden deutschen Schriftstellern bestand eine regelrechte Todfeindschaft. Es gab ständig Funkenschlag. Brecht empfahl zum Beispiel Manns Roman „Zauberberg“ als wirksames Einschlafmittel. Was man von „Sauna und Beischlaf“ nicht sagen kann!
Sauna und Beischlaf
Am besten fickt man erst und badet dann.
Du wartest, bis sie sich zum Eimer bückt
Besiehst den nackten Hintern, leicht entzückt
Und langst sie, durch die Schenkel, spielend an.
Du hältst sie in der Stellung, jedoch später
Sei’s ihr erlaubt, sich auf den Schwanz zu setzen
Wünscht sie, die Fotze aufwärts sich zu netzen.
Dann freilich, nach der Sitte unserer Väter
Dient sie beim Bad. Sie macht die Ziegel zischen
Im schnellen Guß (das Wasser hat zu kochen)
Und peitscht dich rot mit zarten Birkenreisern
Und so, allmählich, in dem immer heißern
Balsamischen Dampf läßt du dich ganz erfrischen
Und schwitzt dir das Geficke aus den Knochen.