Der Schneemann, Jörg Fausers 1981 erschienener und drei Jahre später mit Marius Müller-Westernhagen in der Hauptrolle verfilmter bekanntester Roman, erzählt Sigfried Blums vergeblichen Versuch, 2, 5 Kilo lupenreinen Schnee zu barer Münze zu machen. Dabei rutscht Blum, ein fast vierzigjähriger plan- und perspektivloser Anti-Held und Desperado, der überraschend auf der Insel Malta in den Besitz einer großen Menge Peruvia Flakes kommt, von Abenteuer zu Abenteuer, an verschiedenen Schauplätzen (vor allem Frankfurt, Amsterdam und Ostende), in Kontakt mit der mysteriösen bauernbarocken Cora, in einer dubiosen und kriminellen Dealer- und Prostituiertenszene, wo Verrat und Betrug den Ton angeben. Ähnlich wie Harry Gelb, der am Ende von Rohstoff betrunken und pleite aus einer Kneipe herausgeworfen wird, zieht auch Sigfried Blum am Romanschluss von Der Schneemann den kürzeren. Der Traum von der schnellen Kohle mit den vielen, schwarzen Nullen und der hemingwayschen Utopie einer kleinen Männerkneipe auf den Bahamas verflüchtigt sich. Der Loser Blum kann mit Ach und Krach sein eigenes Leben retten und zieht sich die Strip-Show in der Roxy Bar rein. Weniger autobiographisch und authentisch als Rohstoff überzeugt die Handlungsentwicklung nicht überall. Fauser ist aber wahrscheinlich an der Schlüssigkeit und Kongruenz eines klassischen Krimis gar nicht interessiert. Seine Stärken hat Der Schneemann in der beißenden Kritik der bundesrepublikanischen Verhältnisse der achtziger Jahre sowie in den häufig eingestreuten aphoristischen Bonmots von Fausers gnaden- und hoffnungslosem Nihilismus.