
Jedes Jahr um den 27. Januar (dem Befreiungstag des Konzentrationslagers in Auschwitz) werden (nicht nur) an den italienischen Schulen Gedenkfeiern zur Shoah abgehalten. Inzwischen werden diese Erinnerungstage nicht nur ausschließlich auf die Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten bezogen, sondern diskutieren auch über andere Diktaturen etwa in Argentinien, die Jugoslawien-Kriege, die Kolonialvergangenheit in Italien selbst usw. Dieses Jahr war wegen der Pandemie kein direkter Besuch eines KZ-Überlebenden möglich, sondern es wurde eine YouTube-Schalte mit Sami Modiano eingerichtet.
Das Buch Modianos „Per questo ho vissuto” erzählt die traurige autobiographische Geschichte der Verschleppung des dreizehnjährigen Sami ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau und sein fast unglaubliches Überleben, was ihm nachträglich große Schuldgefühle verursachte, die er nur dadurch rechtfertigen konnte, dass er den fast schon schicksalhaften Auftrag annahm, über diese Erfahrungen zu sprechen.
Das Buch ist literarisch sicher kein Meisterwerk, hat aber eine Authentizität, die fiktive Texte nie erreichen können. Auch Modiano scheitert natürlich daran, den Horror in Auschwitz in Worte zu fassen, aber ermöglicht dennoch einen Blick durch das Schlüsselloch in die KZ-Realität.
Solche Bücher kann man natürlich nicht immer, sondern nur in dafür geeigneten Momenten lesen. Als Ergänzung vielleicht, wenn man sich nicht schon zu viel geekelt hat, die neue Dokumentation des ZDF „Die Wannseekonferenz“:
