Markus Werners 1984 veröffentlichter Debütroman Zündels Abgang war vor 30 Jahren stilistisch und inhaltlich ein richtiger Hammer und avancierte schnell zum Bestseller und Kultbuch. Die beißenden Tiraden gegen so ziemlich alles und jeden (die bis ins Mark bürgerliche Schweiz, das aus eigener Erfahrung beschriebene spießige Schulsystem und die in Ehefrau Magda verkörperte moderne und emanzipierte Frau vor allem, aber auch die Italiener in Genua und selbst die (wie immer und überall unsympathischen) Deutschen bekommen ihr Fett weg) trafen den Geist von Züri brännt Anfang der achtziger Jahre und verliehen dem nihilistischen Credo der Punk-Generation Ausdruck. Einen Höhepunkt erreicht dieser Defätismus am Ende des Buchs in Kapitel 23 während des grotesken Gesprächs zwischen Psychiater und Konrad Zündel, das eine Szene aus dem Lehrbuch des absurden Theaters sein könnte. Alle sicheren und unangezweifelten Ordnungszusammenhänge lösen sich innerhalb des Monats der erzählten Zeit auf. Der durch und durch bürgerliche Konrad Zündel (Intellektueller, Studienrat, in fester Beziehung lebend) gleitet in eine klinische Psychose ab und inszeniert seinen Abgang im völlig unbürgerlichen Genua, wo er durch einen Zufall geboren wurde. Die wenigen positiven rosa Tupfer auf der pechschwarzen Leinwand sind der österreichische Matrose Serafino (Kapitel 11) und die quecksilbrige Französin Nounou (Kapitel 16), die sich allerdings ein wenig aufgesetzt und unglaubwürdig im Masterplot bewegen. Stören tut einen auch das komische Deutsch Werners. Schweizer reden halt so. Das nennt man Helvetismen, aber es ist trotzdem komisch. Jetzt sagen sie nur, dass Sie wissen, was ein Grind und eine Blutsenkung sind! In die Hosen seichen? Korkzapfen? Glossieren? Haschen? Miststock? Haselnussbraun? Hurtig? Versorgen? Ein Cheib? Ich habs urplötzlich ganz enorm pressant? Brandmager? Gramseln? Der Heißwasserhahn hat den ewigen Umgang? Gamellen? Wehrmänner? Eine Rübenhose? Ein Lavabo?
Reden die da wirklich so?