Der 1961 veröffentlichte Roman Il Giorno delle Civetta von Leonardo Scascia
lehnt sich an tatsächlich in Sizilien stattgefundene Ereignisse an (die Ermordung des Gewerkschafters Acursio Miraglia von Hand der Mafia im Jahr 1947; auch der Protagonist des Romans Inspektor Bellodi hat auffällige Ähnlichkeiten mit Renato Candida, einem realen Polizisten in Agrigento) und verleiht dem Text dadurch die nötige Authentizität. Der Roman, der heute längst zum Klassiker und zur Pflichtlektüre an den italienischen Schulen geworden ist, war damals der erste Roman, der offen über die organisierte Kriminalität Siziliens sprach. Bis dahin waren die Mafia und andere kriminelle Organisationen nämlich systematisch banalisiert und verleugnet worden. Scascia verfolgte mit seinem Buch klare politische und aufklärerische Absichten und wollte vor allem die junge Generation an den Schulen gegen die vorherrschende Mentalität des Duckmäusertums aufrütteln.
Nach dem Mord an Salvatore Colasberna, der eine kleine Baufirma besitzt und dafür bestraft wird, dass er die Regeln der Mafia nicht einhält, scheint Inspektor Bellodi die Möglichkeit gegeben, die mafiösen Strukturen des Mords aufzudecken. Die Frau von Paolo Nicolosi, deren Mann ebenfalls von der Mafia ermordet wurde, nennt Diego Marchica als Killer sowohl ihres Mannes als auch des ermordeten Gewerkschafters. Ein weiterer Zeuge (Calogero Dibella), der im Laufe des Romans (ebenfalls von Marchica?) ermordet wird, nennt kurz vor seiner Ermordung (neben dem Killer Marchica) noch zwei weitere Namen (Rosario Pizzuco und Mariano Arena) als Drahtzieher der Mafia. Doch alle drei Verbrecher genießen Schutz von ganz oben. Ein Minister der italienischen Regierung mit Namen Mancuso ist ein dicker Freund Arenas. Die Anklage gegen Marchica wird schnell durch ein kugelsicheres Alibi entkräftet. Der Serienmörder geht somit ein weiteres Mal straffrei aus. Auch Arena wird aus dem Gefängnis entlassen, nachdem hohe Tiere aus Rom die Ermordung Paolo Nicolosis zu einem banalen Eifersuchtsdelikt erklärt haben. Die wahren Schuldigen überleben das Justizgewitter unbeschadet und die kriminellen Strukturen der Mafia bleiben ein weiteres Mal intakt.
So direkt und ungeschminkt hatte es vor Sciascia niemand gewagt, das Kind beim Namen zu nennen.
In den siebziger Jahren klagte Giuseppe Fava mafiöse Strukturen in vielen seiner Bücher und Theaterstücke an. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Roman Gente di rispetto (1975), der später auch verfilmt wurde. Für den deutschen Filmemacher Werner Schroeter schrieb er das Drehbuch von Palermo oder Wolfsburg (1980). Giuseppe Fava wurde 1984 von der Mafia ermordet.