
Ich kannte den Erfolgsschriftsteller Michel Houellebecq (richtig so?) bisher noch nicht. Gesundes Misstrauen ließ mich die Bekanntschaft mit einer eher kürzeren Erzählung beginnen, um immer drohende gefährliche Frusterfahrungen bei der Lektüre nicht ausufern zu lassen. Mein Eindruck einer ersten Leseerfahrung ist zwiespältig. Die 1999 geschriebene Erzählung liest sich flüssig (positiv), spickt von bösen und sarkastischen Remplern gegen Gott und die Welt (positiv), behandelt durchaus interessante Thematiken (Ausstieg aus der postmodernen Zivilisationsgesellschaft, Sexualität als Ideologiesurrogat, Sekten als mögliche Schlupflöcher in einem hohlen und leeren Konsumkapitalismus etc.), doch irgendwie bekommt Houellebecqs Erzählung nicht den nötigen Drall und Tiefgang. Alles bleibt an der Oberfläche. Alles perlt ab. Keine Schrammen, keine Löcher, keine Risse. Alles glatt und leblos. Das ist sicherlich nicht nur ein Problem der Prosa Houellebecqs, denn die Jahre, als es Literatur noch schaffte, den Zeitgeist zu bündeln, sind längst vorbei (mir fiele spontan etwas Bölls „Die Verlorene Ehre der Katharina Blum“ ein), trotzdem bleibt es ernüchternd, festzustellen, dass ich höchstwahrscheinlich Houellebecqs Erzählung „Lanzarote“ schon in ein paar Monaten vergessen haben werde.

Was in der Erzählung meiner Meinung nach böse holpert, ist eine auf vielen Seiten ausgebreitete und ziemlich unglaubwürdige Bordell-Sexualität. Hut ab vor Houellebecq, wenn er es hoppla-hopp zu einem flotten Dreier mit Barbara und Pam schafft, für mich sind das alles nur ein bisschen an den Haaren herbeigezogene Männerfantasien. Auch Rudis allzu schnelle intime Vertrautheit mit dem namenlosen Protagonisten wirkt seltsam und ziemlich erzwungen.
Ich versuch’s jetzt mal mit Houellebecqs längerem Roman „Elementarteilchen“. Vielleicht wird mein Urteil dann etwas ausgereifter.