100 Gedichte (48)

Über die Winde

Über die Winde
Seltsam
Dass man so wenig weiß

Atlantische Tiefausläufer
Machen rüber aus Frankreich
Klatschnasse Zephyrbrisen
Ermatten Körper und Geist

Richtung schöne neue Welt
Stößt mich östliche Höhenströmung
Braust der Hölllentäler rheinwärts
Lässt mich im Sommer frösteln

Vom Norden blasen mich Boraböen
In einen Haufen miefiger Socken
Polare Kaltluft dringt weiter voran
Bringt Sturm Schnee und steifen Grog
Gerade dass ich mich noch rette
Vor einer Horde tätowierter Lappen
Mit ihren luftigen Himmelsbesen
Rechen sie Wolken und Worte weg

Oh aber der Südwind
Kuschelt sich ins Badezimmer
Lieber Doktor Föhn aus den Alpen
Saust weiter nach Süden
Sehr geehrter Herr Tropischer Wirbelsturm
Zerzaust meinen Hauptsatz
Er taumelt er wackelt er purzelt
Mein Maserati Ghibli
Düst durch Ghaddafis Tripolis
Verdorren Weinblätter und Trauben
Zu Sand und Staub
Lieber Wüstenwind Ghibli
Himmlisches Kind
Schmatzi und Schnuckiputzi
Zerbröckle mein Lebkuchenherz
Du bist mein Schatzi

© Wolfgang Haberl (Zweite Hälfte 80-ger / 2017)

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