Eigentlich finde ich Tagebuch-Romane mit einem wild-neuromantischen Schreibstil ja interessant. Wenn die Veröffentlichung dann auch noch von einem selbst in Italien noch unüberhörbaren Werberummel begleitet wird, wird meine Erwartungshaltung noch höher. Der Katzenjammer ist dann leider unvermeidlich. Ein breiiger, uninspirierter Schreibstil, ein chaotisches Personalgemenge und eine Geschichte, die beim besten Willen keine ist und nie werden wird, hat mich die Lektüre von „Axolotl Roadkill“ nach 54 Seiten abbrechen lassen. Warum solch ich mir so einen Scheiß bis zum Ende antun? Vielleicht ist eine solche zugegeben wenig reflektierte Reaktion auch fast zwangsläufig. Selten betreffen persönliche Befindlichkeiten, die für einen selbst natürlich alles auf der Welt sind, auch eine dritte Person. Was mich allerdings bei Helene Hegemanns Erstlingswerk ärgert, ist, dass der Roman nicht aufgrund seiner (für mich fehlenden) Qualität so bekannt geworden ist, sondern durch Skandalgeschichten um ihn herum. Man hat ihm vor allem vorgeworfen, zum Großteil von anderen Texten abgeschrieben worden zu sein, weswegen der Leser dann in der letzten Ausgabe eine für einen nichtwissenschaftlichen Text reichlich seltsame Quellenliste im Anhang vorfindet. Auch bei der Verfilmung des Romans geht es wohl mehr um sensationsgeilen Reibach und eine Fortsetzung der vom Bahnhof Zoo ins szenige Friedrichshain verpflanzten Christiane F.-Thematik aus Drogen, Sex und der Frage „Who ist the wierdest?“, denn um Bereicherung des deutschsprachigen Literaturkanons.