Heldenplatz

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„Heldenplatz“ , uraufgeführt im November 1988, wurde zum literarischen Testament Thomas Bernhards, weil der Autor nur wenige Monate später verstarb. Durch seine vorzeitige Veröffentlichung von Textpassagen in der Boulevardpresse erzeugte es den größten Theaterskandal der österreichischen Theatergeschichte und spaltete ganz Österreich in zwei Lager: eines bewunderte Bernhard für seinen Mut, das andere Lager hasste ihn abgrundtief, weil er im Stück kein Blatt vor den Mund nahm und eine letzte Abrechnung mit Österreich inszenierte. Zusätzlich aufgeheizt wurde die Stimmung, weil „Heldenplatz“ eine Auftragsarbeit für das 100-jährige Eröffnungsjubiläum des Burgtheaters und steuerlich subventioniert war, 1988 der 50. Jahrestag des „Anschlusses“ Österreichs gefeiert wurde und auch die Affäre um den Bundespräsidenten Kurt Waldheim noch hohe Wellen schlug.

Thomas Bernhard wäre nicht Thomas Bernhard, wenn er nicht auch in „Heldenplatz“ heillos übertrieben hätte. Was seine Verachtung und Verzweiflung über Österreich befeuert, sind aber (meiner Meinung nach) kein Hass oder andere negative Gefühle, sondern eine komplizierte Liebe zu seinem Vaterland, zu dem er zeitlebens ein schwieriges, konfliktreiches Verhältnis hatte.

Einige Beispiele (zitiert nach der Suhrkamp-Taschenbuch-Ausgabe)

In Graz leben nur Alte und Dumme
Hat der Professor immer gesagt
In Graz ist nur der Stumpfsinn zuhause (Seite 20)

Daß ich Österreicher bin
Ist mein größtes Unglück (Seite 25)

Wir glauben wir erzeugen Menschen
Und es sind dann nur fleischfressende Dummköpfe (Seite 37)

In Österreich mußt du entweder katholisch
Oder nationalsozialistisch sein (Seite 63)

Die Universität ist ja auch voller Idioten (Seite 66)
Die Stadt Wien ist eine einzige stumpfsinnige Niederträchtigkeit (Seite 66)

Die Wiener sind Judenhasser
Und sie werden Judenhasser bleiben (Seite 84)

Aber die Österreicher insgesamt als Masse
Sind heute ein brutales und dummes Volk (Seite 88)

Sechseinhalb Millionen Debile und Tobsüchtige
Die ununterbrochen aus vollem Hals nach einem Regisseur schreiben (Seite 89)

Die Sozialisten heute sind im Grunde nichts anderes
Als katholische Nationalsozialisten (Seite 97)

Der Bundespräsident ein verschlagener, verlogener Banause (Seite 102)

Das Österreichische frage ich mich immer was es ist
Die Absurdität zur Potenz (Seite 118)

Die Zeitungsredaktionen in Österreich
Sind ja nichts als skrupellose parteiorientierte Schweineställe     (Seite  121)

Wenn Sie heute in Österreich einen Politiker wählen
Wählen sie doch nur ein korruptes Schwein (Seite 127)

Unter der Oberfläche ist der Nationalsozialismus
Schon längst wieder an der Macht (Seite 135)

Wenn Sie bedenken daß an unseren Universitäten
Die wichtigsten Lehrstühle mit Tiroler und mit Salzburger Nazis besetzt sind (Seite 147)

Daß Sie sich in dem gemeingefährlichsten aller europäischen Staaten befinden
Wo die Schweinerei oberstes Gebot ist (Seite 148)

Die absolute Geschmacklosigkeit
Ist ja gerade das Wienerische Onkel Robert (Seite 153)

Thomas Bernhard – Heldenplatz

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